Berliner Diskussionsrunde zeichnet Chancen der Zuwanderung auf und appelliert an Bürger und Politik. „Deutschland rundet auf“ fordert konkret bessere Gesundheitsversorgung, leichteren Schulzugang und die Stärkung gemeinnütziger Projekte.
Berlin, 22.11.2016. Zuwanderung als Chance für Deutschland – unter diesem Motto stand der 2. Dialog von DEUTSCHLAND RUNDET AUF. Die Kinder in Deutschland sind unsere Zukunft. In ihren Stärken und Talenten liegt ein großes Potenzial für unser Land. Doch häufig mangelt es an der notwendigen Förderung. Mehr als jedes 5. Kind ist von Armut betroffen, darunter auch viele Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Durch die rund 300.000 nach Deutschland geflüchteten Kinder, die seit Anfang 2015 zu uns gekommen sind, verschärft sich die Situation. „Wenn wir die Potenziale aller Kinder in Deutschland fördern und entwickeln, können wir Kinderarmut wirksam bekämpfen und unser Land voranbringen”, sagte Nina Jäcker, Geschäftsführerin von DEUTSCHLAND RUNDET AUF.
Auf dem Podium diskutierten die Lebensgefährtin des Bundespräsidenten, Daniela Schadt, die SPDPolitikerin Dr. Maja Lasi?, der Historiker und Publizist Dr. Eckart Lohse, der Geschäftsführer der START-Stiftung, Michael Okrob, sowie Gastgeberin und DEUTSCHLAND RUNDET AUFGeschäftsführerin, Nina Jäcker. RBB-TV-Moderator Sascha Hingst führte durch das Gespräch. Fazit unisono: Die Anstrengungen aller Akteure unserer Gesellschaft, um junge Geflüchtete zu integrieren und ihnen eine positive Lebensperspektive zu geben, müssen verstetigt und erweitert werden. Deshalb fordert Nina Jäcker, dass vor allem durch Bürokratie entstehende Hindernisse, etwa im Bereich Gesundheitsvorsorge, Schulzugang und bei der Förderung gemeinnütziger Projekte, dringend abgebaut werden.
Einig waren sich die Gesprächsteilnehmerinnen und -teilnehmer darin, dass die Zuwanderung eine Chance für unser Land ist, der Weg zur Integration allerdings nicht ganz einfach sei und Mut und Engagement von der Zivilgesellschaft sowie der Politik erfordere. Für die SPD-Politikerin Dr. Maja Lasi? ist „die Schule ein entscheidender Faktor“, und sie weiß wovon sie spricht, mit 14 Jahren ist sie selbst aus Bosnien nach Deutschland geflüchtet. „Die Schlüsselrolle für die Integration der Geflüchteten liegt vor allem im Bildungssystem“, führt sie weiter aus. Das entspricht der Erfahrung von Michael Okrob, Geschäftsführer der START-Stiftung, die Bildungsstipendien an Jugendliche mit Fluchterfahrungen vergibt. Die Jugendlichen „wollen die Sprache lernen, einen guten Schulabschluss schaffen – etwas an die Gesellschaft zurückgeben. Viele wollen Pfleger, Lehrer oder Ärzte werden. Diese Kombination aus Anspruch, Demut und Hilfsbereitschaft birgt ein immenses Potenzial für unser Land.“
Gleichwohl müsse sich die Gesellschaft den Herausforderungen stellen und „endlich ganz offen und ehrlich darüber reden, wie dieses Land mit Flüchtlingen umgehen will und umgehen sollte. Eine solche Diskussion mit möglichst großer Sachlichkeit zu führen ist anstrengend, gelegentlich aufwühlend, aber sie ist dringend erforderlich“, erklärt der Publizist und Journalist Dr. Eckhart Lohse. „Deutschland rundet auf unterstützt mit den ausgewählten Initiativen, wie der START-Stiftung, nicht nur den Kampf gegen Kinderarmut vorbildlich, sondern auch die Integration Jugendlicher. Damit werden entscheidende Schritte auf dem Weg zur Chancengleichheit realisiert“, erklärt Daniela Schadt.
Das allein ist aber nicht genug. Mit der heutigen Gesprächsrunde will die bekannte Berliner Spendenbewegung DEUTSCHLAND RUNDET AUF vor allem wachrütteln und die öffentliche Diskussion in konkrete Handlungsschritte überführen. Daher formulierte Nina Jäcker, Geschäftsführerin der Berliner Organisation, im Anschluss an die Diskussionsrunde drei zentrale Forderungen an die Politik, damit die Zuwanderung auch wirklich als Chance verstanden wird und gelingen kann:
- Gesundheitsversorgung: Viele der geflüchteten Kinder benötigen gesundheitliche Versorgung oder therapeutische Hilfe. Oft sprechen Ärztinnen und Ärzte sowie Therapeutinnen und Therapeuten nicht die gleiche Sprache wie ihre Patienten. Dolmetschende müssen bislang privat finanziert werden. Hier fordern wir eine gesetzliche Regelung und neue Lösungen, um geflüchtete Kinder und Jugendliche schnell zu integrieren.
- Gemeinnützige Projekte stärken – Förderung verstetigen. Um die Aufgaben der Integration zu bewältigen, ist die Unterstützung vieler gemeinnütziger Projekte erforderlich. Diese Projekte brauchen Beständigkeit und ausreichende finanzielle Ressourcen. Öffentliche Fördermittel sind aber häufig daran geknüpft, dass man ein neues Programm, einen neuen Ansatz, eine Idee vorbringen muss, die es bis dato nicht gegeben hat. Im Klartext heißt das, neue Programme werden gegenüber etablierten Projekten bevorzugt. Das kann nicht im Sinne eines kontinuierlichen Engagements sein. Hier fordern wir dringend, dass auch bestehende Förderprogramme, die sich bereits bewiesen haben, in den Förderfokus stärker einbezogen werden.
- Schulzugang verbessern: Jedes Kind hat ein Recht auf Bildung. Und jedes Kind in Deutschland hat die Pflicht, die Schule zu besuchen – auch nach Deutschland geflüchtete Kinder. Ob und wie schnell sie aber am Schulunterricht teilhaben können, ist derzeit in den Bundesländern sehr unterschiedlich. Viele der nach Deutschland geflüchteten Kinder und Jugendlichen erhalten jedoch keinen Schulunterricht, obwohl sie schon mehrere Wochen und Monate in Deutschland sind. Wir fordern einen schnellen Schulzugang und mehr Regelschulplätze für Flüchtlingskinder in allen Bundesländern. Unabhängig von der Bleibeperspektive. Möglichst bis zum 21. Lebensjahr.
„Wenn diese drei zentralen Forderungen erfüllt sind, haben jugendliche Geflüchtete eine echte Chance, ihren Platz in unserer Gesellschaft zu finden. Und ich bin mir sicher, sie werden viel mehr zurückgeben, als sie bekommen haben“, führt Jäcker aus.
Gern steht Nina Jäcker für weitere Fragen zur Verfügung. Weiteres Bildermaterial können wir auf Anfrage gern zur Verfügung stellen.
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Anlage: Foto – Sascha Hingst, Nina Jäcker, Daniela Schadt, Michael Okrob, Maja Lasi?, Dr. Eckhart Lohse (v.l.n.r.)
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